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Rügen, 21.10.2018: An diesem Wochenende war für Tobi und mich alles dabei. Von einem liegen gebliebenen Auto über das beinahe stranden in Stralsund bis hin zu einem klasse und super spannendem Rennen.

Um ganz entspannt zu dem letzten Rennen der Saison zu gelangen, entschieden wir uns lieber etwas mehr Geld auszugeben und bereits am Samstag anzureisen und auf Rügen zu übernachten. Dies sollte sich wie ein roter Faden durch das Wochenende ziehen :/ Wir kamen recht gut bis nach Stralsund, wo dann unser Auto zunächst Leistung verlor und dann ganz den Dienst verweigerte.

So standen wir frierend auf einer Brücke und suchten Schutz hinter der Leitplanke (sehr vorbildlich). Also Abschleppdienst! „Sind sie im ADAC oder Selbstzahler?“ Wir waren Selbstzahler. Abschleppdienst kam und stellte natürlich fest, dass er den Wagen nicht vor Ort reparieren kann. „Das lief ja wie am Schnürchen.“ Nach zähen Verhandlungen mit einer leicht überforderten Dame irgendwo in dunkeldeutschland konnten wir uns einen Mietwagen besorgen. Jetzt stand der Weiterfahrt zum Glück nichts mehr im Wege.

Am Renntag lief es besser :) Der Veranstalter hatte ein schöne Strecke organisiert, deren Highlight die letzten 500 Meter über Kopfsteinpflaster bei einem moderaten Anstieg war. So weit so gut.

 

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Um 11 Uhr erfolgte dann der Startschuss. Es war noch recht frisch und wir kamen auch nicht besonders weit, da wir nach fünf Minuten Fahrt vor einem geschlossenen Bahnübergang standen. Dieser Halt wurde für eine allgemeine Pinkelpause genutzt. Noch waren wir nicht richtig im Rennmodus angekommen.

Dann ging es endlich richtig los. Das Tempo schoss sofort hoch und wir befanden uns in einem Rennen. So ging es für eine ganze Weile über die schöne Insel Rügen. Wer hier schon mal war, weiß das es keine Berge aber ordentliche Wellen gibt. Das liegt uns beiden ja ganz gut (kommt aber aufs Tempo an; wir sollten noch an unsere Schmerzgrenze kommen).

Nach ca. 50 km kamen wir an die erste ernst zu nehmende Steigung, die durch einen starken Seitenwind gewürzt wurde. Hier konnte ich mich mit ca. 10 weitern Fahrern leicht absetzen. Tobi blockierte hinten derweil die Nachführarbeit. Der Ausreißversuch war jedoch nur von kurzer Dauer. Dann wurden wir wieder eingefangen. Aber hier konnte man sich schon mal die Leute genauer angucken, die es ernst meinten!

Das Rennen ging mal schneller mal langsamer weiter. Irgendwann war ich sogar wieder im Ga1 Bereich (Schnitt lag bei 169, max bei 201).

Nach 80 gefahrenen Km waren wir wieder an dem Anstieg. Wir wussten was auf uns zukommen würde aber trotzdem tut es weh. Vorne wurde ordentlich Druck gemacht. Ich hüpfte wie ein Affe von Hinterrad zu Hinterrad. Immer an zweiter Stelle, nie an erster. Keine Kraft verschwenden aber auch keinen fahren lassen. Die Gruppe schmolz dahin wie ein Pfund Butter in der Sonne. Ich dachte an Tobi und wusste, dass er noch mehr leiden würde als ich. Nach dem Anstieg entdeckte ich ihn wieder. Er war also noch dabei! Stark! Nach dem Anstieg ging es mit den Attacken im gleichen Tonus weiter. Langsam dämmerte mir das ich noch richtig Spaß haben würde :/ nachdem wir uns weiter vorne aufhielten um den Anschluss nicht zu verlieren fragte ich mich wo die anderen ihre Kraft her nahmen.

Jetzt waren noch ca. 15 Km zu fahren und ich merkte die vielen Tempoverschärfungen. Besser gesagt, ich machte mir ernstlich Sorgen, dass ich den Anschluss zur Spitze verlieren würde. Da tauchte Tobi neben mir auf. Der Plan sah vor, dass er mich bis 150 Meter vors Ziel ziehen sollte. Ich hatte aber das Gefühl, dass dieser Plan überarbeitungsbedürftig war. Also entschied ich mich dazu ihm freie Hand zu geben und dass er es auf eigene Faust zu versuchen sollt. Ich also zu ihm: „Ich bin so langsam echt durch. Wenn du dich gut fühlst, versuch lieber auf eigene Rechnung zu fahren“. Die Antwort war ein müdes Lächeln und: „Ich hatte schon den ersten Krampf! Und nein, wir ziehen das jetzt wie besprochen durch.“

Also kämpften wir beide - den Tränen nahe - den Anschluss nicht zu verlieren. Es folgten immer wieder Tempospitzen, als es einzelne Fahrer versuchten das Feld hinter sich zu lassen, was das Feld aber nicht zulassen wollte. Tobi tauchte wieder neben mir auf. „Wir sind gleich durch, jetzt müssen wir dran bleiben“. Wir fanden beide ungeahnte Reserven. Vorne ging der nächste Vorstoß los. Also Scheiß drauf! Großen Gang rein und hinterher. Die schmerzverzerrten Gesichter der anderen Fahrer zeigten, dass sie durch waren. Dann ging es nochmals in eine Rechtskurve. Nach der nächsten Linkskurve würde es auf die Zielgerade gehen. Dann noch lange 500m über Kopfsteinpflaster bergauf. In diese Kurve wollten wir als Spitze des Feldes gehen. Ich nahm die Kurve außen, Tobi innen. Wir waren unter den ersten 10 Fahren. Der Anfang der Zielgeraden war steil! Das Kopfsteinpflaster ließ Tobis Beine explodieren und er fuhr gegen eine unsichtbare Wand. Er kämpfte aber wie ein Wahnsinniger um seinen Platzt zu halten. Am Ende sollte er unter die top 30 fahren.

Nachdem ich Tobi aus den Augen verloren hatte suchte ich mir ein starkes Hinterrad. Auf der linken Seite formierte sich eine Gruppe von 8 Mann. Denen schloss ich mich an. Noch 350m. Es rumpelte ordentlich über das Kopfsteinpflaster und meine Beine schrien mich an ich solle jetzt endlich mit der Scheiße aufhören. Die Antwort lag darin sie zu ignorieren und jetzt verdammt nochmal nicht einzubrechen. „Du musst den Schmerz zulassen“! Jaja. Vor mir platzten erst einer und dann noch einer. „Das läuft doch wie am Schnürchen - Hey das hatten wir doch schon mal“! Ich war jetzt auf sechs. Durchhalten. Noch 100m. Dem nächsten machten die Beine zu. Ich flog vorbei. „Geil ich bin auf fünf und kann das Treppchen schon riechen“. Die Höchstgeschwindigkeit war mit 50 km/h jetzt erreicht. Aber jetzt ergeht auch über mich in eine Mischung von Laktat und Verzweiflung. Ich würde keinen mehr kriegen. Aber ich kämpfte die letzten 30m und sicherte meinen 5 Platz (Ergebnisse).

So fand unser Wochenende einen versöhnlichen Ausgang. Tobi ist sehr stark gefahren und ich bin auch sehr zu frieden. Nächstes Jahr wieder.

Bericht: Dominik