Es war mal wieder soweit: der Veranstalter des ältesten MTB-Marathon Deutschlands lud am 4. August zur 28. Bike-Veranstaltung nach Seiffen ein. Seiffen, ca. 70km von Dresden entfernt, mitten im Erzgebirge und ein Steinwurf von unseren EU-Kollegen Tschechien gelegen, ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und bekannt für Spielzeugmacher und deren Schauwerkstätten. Daher trägt Seiffen auch den Beinamen Spielzeugdorf.

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Ich bin mit meinem 26-Zoll-Fully-Spielzeug (da fällt man mittlerweile total mit auf weil kaum noch jemand 26“ fährt) bereits 3 Tage vorher angereist und hatte wieder für die mit unzähligen Singletrails gespickte 70km Distanz (2 Runden á 30km sowie 10km Einführungsrunde) mit knapp 1700hm gemeldet. Ich liebe die Veranstaltung in Seiffen: nicht nur wegen der an Kondition und Fahrtechnik notwendigen MTB-würdigen Strecke (die meisten deutschen Bike-Marathons kann man problemlos mit dem Gravel oder Crosser fahren), sondern auch wegen der sehr, sehr professionellen Durchführung. Glücklicherweise ist immer noch keine Agentur der Ausrichter, wodurch der ursprüngliche MTB-Spirit und das Bike-Family-Gefühl stets geblieben ist.

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Ich habe soeben noch mal in meinen Geschichtsbüchern geschaut: Das erste Mal bin ich in Seiffen 1998 gestartet, damals noch als Junior und in den Trikot- und Hosenfarben des Giant Germany Teams. Ein starker 3. Gesamtplatz war das Resultat auf der 70km Distanz. Ein Jahr später wählte ich dann die 100km Distanz und finishte mit einem respektablen 16. Platz im ersten Männerjahr. Ein Jahr später ebenfalls auf der 100km Strecke dann Platz 17. 2001 wählte ich aufgrund meines vollen Trainings- und Wettkampfkalenders (u.a. Teilnahmen an World-Cup und Bundesligarennen) wieder die 70km Distanz und konnte mit einem Sieg triumphieren. 2002 sprang dann noch ein dritter Platz raus, 2003 ein zweiter Platz. Junge, junge, hatte ich damals noch Bums, selbst Simon Geschke (Team CCC) habe ich 2001 und 2002 in Seiffen stehen gelassen….

Naja, die Zeiten sind vorbei. In den Jahren dazwischen habe ich immer mal wieder auf der 100km Strecke teilgenommen, aber mehr Just-for-Fun. Ankommen und Spaß haben hieß immer die Devise. Ankommen war bei den wenigen Trainingskilometern und Krämpfen ab km 80 in beiden Beinen nicht immer leicht. Spaß hat es trotzdem gemacht. Klingt komisch, ist aber so.

Kommen wir zurück: pünktlich um 9Uhr sollte der Start für die knapp 1500 Starter in den Disziplinen 40, 70 und 100km erfolgen. Ich stand aufgrund der Vorjahresplatzierung im Race-Block (davor war nur noch der Elite Block). Das Wetter war ideal: durch den nächtlichen Regen war der Waldboden leicht angefeuchtet und die Temperaturen sollten die 20°C-Marke bei einem Mix aus Sonne und Wolken nicht übersteigen. Nach einer wie jedes Jahr ca. 2km im Schneckentempo neutralisierten (Start)-Phase begann die Hatz. Es hat sich mal wieder gezeigt, wie sehr sich Warmfahren auszahlt, denn ich konnte das Spitzenfeld problemlos halten. Nach der gut 10km langen Einführungsrunde ging es in den Wald bzw. in die Trails. Es lief prächtig, der Druck war da und 26“ Bikes haben im richtig anspruchsvollen Singletrail auf jeden Fall Vorteile gegenüber den 27,5 oder 29 Zöllern.

Ausgangs Runde zwei, also der letzten auf der 70km Distanz, habe ich dann ein Parkticket gezogen. Dies war ca. 2/3 der 30km gültig, wodurch ich (gezählt und nicht gefühlt) 10 Positionen verloren hatte. Nach Ablauf der Ticketgültigkeit konnte ich nochmal zünden und Rückstand gut machen, allerdings konnte ich nur 2 Kontrahenten ein- und überholen. 3km vor Schluss dann die bekannten Krämpfe in beiden Beinen, pünktlich vor dem durchschnittlich 20%igen und knapp 400m langem Alp de Wettin, der insgesamt 3 mal zu bewältigen war. Wer den Hammeranstieg in Achim unten von der Weser aus kennt: gleiches Profil, nur länger. Letztendlich habe ich mich drüber geprügelt/gequält. Absteigen sieht scheiße aus und wird einem bekanntlich vom Bikerkreis jahrelang vorgehalten: u.a. dort werden nämlich Fotos von den Teilnehmern gemacht ;-)

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Schließlich wurde ich als 48. gewertet mit einer Fahrzeit von 3h und 23min, knapp 36min hinter dem Sieger. Letztes Jahr war ich 5min schneller und finishte auf Platz 40. Also alles in allem war ich mit meiner Leistung zufrieden, auch wenn Luft nach oben war.

Mit Nudeln, (alkoholfreiem) Bier und Smalltalk mit ehemaligen Lizenz-Renn-Kollegen habe ich den Tag ausklingen lassen und die Rückreise gen Bremen angetreten.

Nächstes Jahr komme ich auf jeden Fall wieder! Leo, wir fahren mindestens zu zweit aus Bremen hin!

Bericht: Stefan